Der  Streuner

Gestatte mir - man nennt mich „Streuner“!
Mein Zuhaus´ die Straße ist;
ich zieh´ herum wie ein Zigeuner,
ähnlich schlecht mein Anseh´n ist.

Aber, Mensch, was soll ich machen??
Wär´ auch lieber wo daheim!!
Würd´ gern über Hunger lachen
und vor Frost geborgen sein!

Meine Freiheit ist viel wert,
muß ich offen eingesteh´n -
doch am heimeligen Herd,
ist´s im Winter doppelt schön!

Was soll´s - ich wurde nicht gefragt,
was mein Wunsch für´s Leben ist.
D´rum sag´ ich mir stets unverzagt:
Das Beste draus zu machen ist!



So zieh´ ich los auf meinen Wegen
und hoffe auf des Menschen Gunst.
Doch dieser hat vom Streunerleben
oft leider keinen blassen Dunst

„Ein Streuner - faßt den bloß nicht an!“
so ruft er seinen Kindern zu.
„Der schleppt bloß Krankheit uns heran!“
sagt er und schlägt die Türe zu.

Ein Mensch mit Herz, so ab und an,
lässt mich nicht lange warten,
stellt mir ein Schälchen Futter dann
in seinen schönen Garten.

Die meisten jedoch fürchten sehr,
ich könn´t mich d´ran gewöhnen,
und wollt´ vielleicht dann nimmermehr
dem Wanderleben frönen.

Heut kratz´ ich nun an Deiner Tür -
ob Du wohl freundlich mir gesinnt?
Ich bin erstaunt: Du öffnest mir -
und bittest mich ins Haus geschwind.

Freundlich redest Du mit mir,
während Du mir Futter gibst,
Fühl´ mich wohl zu Gast bei Dir!
Scheint, als ob Du Katzen liebst...

Wärme hüllt mich wohlig ein,
nicht länger quält der Hunger mich -
fast zu schön, um wahr zu sein!
Mensch - ich fühl mich königlich!